Badische Turnerzeitung
Baden-Württembergische Meisterschaften im Orientierungslauf 2002
Am ersten Oktoberwochenende fanden in der Rheinebene bei Stutensee-Blankenloch die diesjährigen Baden-Württembergischen Einzelmeisterschaften im Orientierungslauf statt. Nahezu 170 Läufer nahmen die zwei frisch aufgenommene Karten "Wolfsgarten" und "Hummelsblöße" in Besitz. Neue Karten sind in Orientierungslaufkreisen stets willkommen, lebt dieser Sport doch unter anderem davon, daß kein Wettkampf dem anderen gleicht. Die Organisatoren um den TUS Rüppurr schafften es, diesen Lauf in einem schwierigen administrativen Umfeld organisieren. Eine einfache Ansprache der Forstbehörden genügte nicht. Erst nach Einschaltung des Bürgermeisters und weiterer Ämter war der Forst zur Tolerierung der Meisterschaften bereit - auch dies nur unter Ausweisung großer Sperrgebiete. Trotzdem gelang es den Organisatoren, anspruchsvolle Bahnen auf Meisterschaftsniveau zu legen. Für die meisten Läufer bedeutete das Gelände eine Umstellung, da sich das sehr flache Gelände mit seinem dichten Schneißennetz deutlich von dem abhob, was sonst in Baden-Württemberg geboten wird. Einfache Orientierung bedeutet das jedoch noch lange nicht. Der Kompass dürfte an diesem Tag wesentlich öfter gebraucht worden sein, als sonst üblich. Zweitwichtigste Fähigkeit neben der Beherrschung des Kompaßlaufes war dann noch ausgeprägtes (Schneißen-) Zählvermögen. Glänzend bewährt hat sich bei diesen Meisterschaften das vom Schwäbischen Turnerbund zur Verfügung gestellte elektronischen Postenkontrollsystem. Nicht zuletzt die schnelle Auswertung und der Mögliche Vergleich von Zwischenzeiten machen dieses System überaus attraktiv.
Meisterin in der Damenhauptklasse wurde einmal mehr Meike Jaeger von der Gundelfinger Turnerschaft. Frisch von den Europameisterschaften zurück gekehrt, erlief sie sich mit 58:13 Minuten über 13 Minuten Vorsprung vor Renate Hirschmiller vom SG Schomburg-Wangen auf der 8,7 km Luftlinie messenden Strecke. Bronze erhielt Heike Horst vom OLG Elsenzgau mit einer weiteren Minute Rückstand. Auch bei den Herren dominierten Badische Läufer: Christoph Bruder von der OLG Ortenau brachte die auf 29 Kontrollposten angelegte Strecke über 11,8 km Luftlinie in 63:22 Minuten hinter sich und setzte sich damit souverän auf den Meisterrang. Martin Herzog (OLG Ortenau) folgte mit 11 Minuten Rückstand. Eine knappe Minute hinter ihm belegte Rolf Wüstenhagen von der Gundelfinger Turnerschaft Rang 3.
Während in der D14 alle drei Medaillenränge an schwäbische Mädchen vom SV Baindt gingen, sicherten sich Marcus Heizmann, Johannes Heizmann (beide OLG Ortenau) und Andreas Kunzendorf (Gundelfinger Turnerschaft) die Medaillen in der H 14. In der D16 siegte Anja Sander vom TSV Stettfeld vor Julia Schlesier und Lotte Murmann (beide GTS). Die H16 entschied Max Gaedtke (GTS) für sich. Silber errang Lucas Heizmann (OLG Ortenau), Bronze Michael Oehler (GTS). Meisterin in der D18 wurde Astrid Schlesier (GTS) vor Katharina Quednau (TV Mönchweiler). Gold in der H18 holte Simon Haas vom TGV Horn vor Lucas Sack (OLG Elsenzgau) und Christian Fritz (TGV Horn).
Bei den Seniorinnen siegte Marianne Kern vom SV Baindt vor Claudia Quednau (TV Mönchweiler) und Gisela Horst (OLG Elsenzgau). Ewald Eyrich (OLG Ortenau) entschied die H40 für sich und lag vor Dietmar Leukert vom SSV Attempto Bad Urach und Jonathan Richardson (SV Seebronn). Die Klasse H50 wurde komplett schwäbisch entschieden. Albert Hoferer (OLG Ortenau) erlief dagegen Gold in der H60 vor Friedrich Fischer (SSV Attempto Bad Urach) und Yves Baujard (TV Käfertal).
Die meisten Läuferinnen und Läufer erweiterten die am Samstag stattfindenden Meisterschaften auf einen 2-Tage-Orientierungslauf. Der TSV Stettfeld bot am darauffolgenden Tag ein bergiges Kontrastprogramm auf der gegenüberliegenden Rheinseite. Auch hier mussten die Organisatoren Einschränkungen des Laufgebietes hinnehmen. Neben einer Popularisierung des Orientierungslaufes helfen wohl nur engagierte Einzeleinsätze der jeweiligen Organisatoren, ein Arrangement mit Forst und Jägern zu finden. Leider begreifen Letztere den Orientierungslauf eher als Störung und verkennen dabei, daß dieser Sport wie kein Anderer zur Natur- und Waldverbundenheit und damit zu einem bewußten Umgang mit diesen Ressourcen beiträgt. Dass die scheinbare Unvereinbarkeit von Interessen, wie wir sie hierzulande in diesem Zusammenhang oft erfahren, nicht zwingend ist, zeigen jedoch andere deutsche Bundesländer und unsere Schweizer Nachbarn. Das sollte Engagement und Hoffnung auch für Baden-Württemberg beflügeln.
Dirk Fritzsche