Orientierungslauf in Baden
OL-Faszination in Venedig
am 14. und 15.November 2009
von Marcus Schmidt
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Es gibt nur wenige OLs, deren Karten bereits jahrelang bekannt sind und es sich auch aus touristischer Sicht lohnt, unbedingt auf deren Areal zu übernachten! – Venedig hat genau diese Vorzüge, zumal ohne Fahrräder oder gar Autos. Lediglich zu Fuß oder auf dem Boot ist das Gassen- und Wasser-Labyrinth zu bewältigen, mit einzigartigen Palästen und der besonderen Aura einer geschichtsträchtigen Stadt. Eigentlich kaum zu glauben, dass an einem Samstagnachmittag über 400 Läufer queren, geschweige denn an einem Sonntagmorgen über 3.600 Läufer zusätzlich ihr Unwesen treiben. Zumal nicht wenige erschrockene Fußgänger auszumachen sind und so manche schmerzhafte Begegnung nicht ganz zu vermeiden ist. Spätestens bei der Siegerehrung wird einem aber durchaus klar, warum so eine Veranstaltung überhaupt gelingen bzw. genehmigt werden kann. Es ist offensichtlich eine enge Bande von Sport und Politik, denn beispielsweise durften sich einige Honoratioren nebenbei einer längeren Kamerapräsenz erfreuen.

Zum Eingewöhnen gab es für den Samstag eher eine laufbetonte Mittelstrecke mit einer handlichen DinA4-Karte im gut lesbaren Maßstab von 1:5.000, und dennoch war die Vorausplanung der Folgeposten bei hohem Lauftempo und ständigen Richtungswechseln nur bedingt ratsam. So war ich auf einem relativ einfachen Abschnitt nur kurz unaufmerksam, um plötzlich festzustellen, dass die Route von 4 nach 6 sicherlich gut gewählt war, aber zuvor eben noch Posten 5 anzulaufen war! – Aufgrund einiger weiterer Konzentrationsmängel, auch wenn sie nur wenige Sekunden gekostet hatten, blieb mir auf den 4 km Luftlinie mit knapp 25 Min. letztlich eine Top10-Platzierung sehr knapp verwehrt.

Das Highlight fand dann wie gewohnt, am Sonntag auf einer sehr unübersichtlichen DinA3-Karte im Maßstab 1:7.500 statt. Erstmals waren auf der Karte die von Menschenmassen besonders frequentierten Gassen in brauner Farbe gekennzeichnet, vornehmlich um die Rialtobrücke bis hin zum Markusplatz. Ein Umstand, der bei der Jagd nach jeder Sekunde, für die Routenwahl ein wesentlicher Faktor darstellte. Zunächst wurden alle Läufer vom WKZ, nahe des Ziels gelegen, mit der Fähre entlang der Flaniermeile vorbei an der Seufzerbrücke und dem Dogenpalast rüber zur Basilica della Salute transportiert, wo ein hervorragend gelegener Startplatz eingerichtet auf uns wartete. Denn schon gleich mit den ersten Posten war klar, der Bahnleger hat tatsächlich sein Versprechen eingehalten, äußerst interessante Bahnen ohne psychische Verschnaufpausen zu bieten.


Hatte ich meine erste kleine Unkonzentriertheit direkt vor dem 3. Posten, indem ich eine Gasse zu früh abgebogen bin, so brauchte es einige Stunden, bis ich im Nachhinein verstanden hatte, warum ich auf dem kurzen Abschnitt zu Posten 4 eine ganze Minute verloren hatte. Denn im Lauf hatte ich in Erwartung einer komplexen Aufgabenstellung anscheinend nur den Blick für die südliche, deutlich längere und umständlichere Route, während ich am Abend wie selbstverständlich fälschlicher-weise die nördliche Route eingezeichnet hatte. In der Folgezeit konnte ich mich wieder fangen, um dann unverständlicherweise von Posten 8 nicht einfach geradeaus weiterzulaufen, sondern ein paar Meter zurück um dann in östliche Richtung abzubiegen – wieder war eine Minute weg!

Eine weitere Minute hatte ich noch zum 15. Posten zu verdauen, wiederum durch eine kleine Unachtsamkeit, dieses Mal verursacht durch ein ungeschicktes Falten der blauen "Tapete". Als ich dann kurz vor Posten 16 war, sah ich erstmals die größte Herausforderung, der Schlag zu Posten 17 quer durch ganz Venedig. Die Möglichkeiten, diesen zu laufen, waren vielfältig, leider gelang es mir nicht, eine der optimalen Varianten durchzuziehen. Dennoch konnte ich auf diesem Abschnitt mit knapp 15 Min. ganze 9 Plätze im Gesamtklassement gut machen. Schließlich war nach den 8,5 km Luftlinie mit über 66 Min. auch an diesem Tag die Top10 leider nicht zu erreichen, und der Rückstand auf den deutschen Sieger Nils Schmiedeberg, letztlich doch standesgemäß deutlich.

Keine Frage, ich komme wieder …